Internet of Things Wie der Daten-Goldrausch Unternehmen verändert

Ein Gastbeitrag von Dr. Mehrdad Jalali-Sohi*

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Das Internet der Dinge sorgt für einen Ansturm auf Industriedaten, der selbst die am besten vorbereiteten Unternehmen zu überwältigen droht. Wie wird das Wachstum von Datenmarktplätzen die Art und Weise, wie wir uns verbinden, interagieren und Daten in fast jedem erdenklichen Kontext austauschen, verändern?

Daten sind wertvoller denn je und gleichzeitig werden sie immer unüberschaubarer. In den letzten zwei Jahren wurden 90 Prozent der weltweit verfügbaren Daten generiert. Wie sie monetarisiert werden könne, muss jedoch genau geprüft werden.
Daten sind wertvoller denn je und gleichzeitig werden sie immer unüberschaubarer. In den letzten zwei Jahren wurden 90 Prozent der weltweit verfügbaren Daten generiert. Wie sie monetarisiert werden könne, muss jedoch genau geprüft werden.
(Bild: gemeinfrei // Unsplash)

Eine hypervernetzte Zukunft bestehend aus Milliarden von miteinander verbundenen Geräten ermöglicht einen autonomen Datenaustausch zwischen den Individuen. Maschinen werden aktiv zu Wirtschaftsakteuren, Lieferanten und Konsumenten von beispiellosen Mengen an Daten in Echtzeit. Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen haben zu einer Ära der kontinuierlichen Datenerfassung, Informationsanreicherung und Trendanalyse geführt. Damit hat sich die Datenindustrie zu einer der wichtigsten Branchen unseres Planeten entwickelt. Dies hat eine neue Datenökonomie hervorgebracht, die auf der Nutzung von Daten zur Wertschöpfung durch interne und externe Datenquellen aufbaut ist. Kurz gesagt: Daten werden zu einem Schlüsselmaß dafür, ob ein Unternehmen im digitalen Zeitalter relevant bleibt.

Wieviel sind IoT-Daten Wert?

Für die nächsten Jahre wird erwartet, dass die Anzahl an IoT-Geräten weiterhin viel schneller wachsen wird als der gesättigte Markt von Nicht-IoT-Geräten. Die aktuelle Prognose besagt, dass es bis 2025 30,9 Milliarden vernetzte IoT-Geräte geben wird (siehe Abbildung 1 ), die durch neue Technologiestandards wie 5G weiter vorangetrieben werden.

Die rasante Entwicklung des IoT zeigt sich an der Tatsache, dass 90 Prozent der weltweiten Daten in den letzten zwei Jahren generiert wurden und dass das Tempo bis 2025 immer noch exponentiell zunimmt, bis hin zu einer 40-fachen Datenmenge von 2017. Dies wird durch IoT-Geräte, Fahrzeuge und Smartphones vorangetrieben, die sich schnell zu Datenerfassungsgeräten entwickeln. Im Zentrum des oben konzeptualisierten Daten-Ökosystems stehen Unternehmen wie Google und Facebook, deren gesamte Geschäftsmodelle auf der Sammlung von Daten basieren, und eine Industrie von Datenbrokern, die Verbraucherdaten sammeln und an Dritte verkaufen.

Abbildung 1: IoT-Wachstumsraten im Vergleich zu Nicht-IoT-Geräten.
Abbildung 1: IoT-Wachstumsraten im Vergleich zu Nicht-IoT-Geräten.
(Bild: Statista)

In Zukunft werden Blockchain, KI, 5G und andere neue Technologien den automatischen Kauf und Verkauf von Daten zwischen den vertrauenswürdigen Parteien ermöglichen. Die Monetisierung von Zettabytes an IoT-Daten könnte einen IoT-Daten-Goldrausch auslösen. Laut Western Digital könnten die Einnahmen von Blockchain-fähigen IoT-Datenmarktplätzen bis 2030 4,4 Milliarden US-Dollar erreichen. Der Marktwert der Daten, die über diese Daten-Börsen abgewickelt werden, könnte bis 2030 auf 3,6 Billionen US-Dollar steigen.

Monetisierungsmöglichkeiten von IoT-Daten

Sensoren können überall angebracht werden, von Windgeneratoren bis zum Autoreifen, der Daten aufzeichnet und in die Cloud sendet. Auf diese Weise können Unternehmen immer spezifischeres Feedback darüber sammeln, wie Produkte oder Geräte verwendet werden, wann sie kaputt gehen und sogar, was Benutzer in der Zukunft wünschen könnten.

Es gibt verschieden IoT-Daten die von Interesse sein können, zum Beispiel:

  • Ort: Wo ein bestimmtes Ding georäumlich positioniert ist. Identifiziert normalerweise einen Standort basierend auf GPS, Wi-Fi, Beacon oder fragt einen Benutzer einfach nach seinem Standort.
  • Umwelt: Basierend auf der Messung von Umweltvariablen können viele Wirtschaftszweige effizienter arbeiten. Ein Windparkunternehmen ist durch Analyse von Windsensoren in der Lage, die Standorte mit dem größten Energieerzeugungspotenzial zu identifizieren und ihre Kapitalrendite maximieren.
  • Bewegung: Die Bewegung eines Objektes kann wertvolle Informationen für bestimmte Anwendungen liefern. Zum Beispiel können Messdaten von IoT-Bewegungssensoren Rückschlüsse über Erdbewegungen und damit bevorstehenden gefährlichen Erdrutsche liefern.
  • Interessen: Fast jedes Mal, wenn eine App installiert oder sogar ein Gerät verwendet wird, werden einige Informationen an Serviceanbieter gesendet. So erhält das Unternehmen Zugriff auf Standort, Fotos, Suchaktivitäten, gehörte Musik und so weiter. Damit können die Interessen von Menschen gesammelt und profiliert werden.
  • Maschinendaten: Daten, die automatisch von einem Computerprozess, einem Gerät, einer Anwendung oder einer anderen Maschine ohne menschliches Eingreifen erstellt werden. IoT-Geräte, die mit dem Computer eines Fahrzeugs verbunden sind, können für eine Vielzahl von Diagnosen verwendet werden.
  • Gesundheitsdaten: Pharmaunternehmen, die ihren Umsatz steigern möchten, können anonymisierte Gesundheitsdaten kaufen, die von IoT-Sensoren generiert werden, um neue Kunden zu finden und ihr Produktmarketing effektiver auszurichten.

Daten-Ökosysteme schaffen Wertschöpfungspools

Plattformbusinessmodele und Ökosysteme haben das Potenzial, lineare Wertschöpfungsketten dramatisch zu verändern, indem sie Branchenbarrieren durchbrechen und neue Wertschöpfungspools schaffen. Etablierte Branchenunternehmen, die Daten aus ihren eigenen Produkten oder den Geschäftsprozessen ihrer Kunden aggregieren, können Ökosysteme für Daten aufbauen, die einzelnen oder branchenübergreifenden Anwendungsfällen dienen. Andere Unternehmen können zu Daten, Produkten und Dienstleistungen beitragen, um die Plattform wertvoller zu machen.

Open Innovation und Co-Creation sind Möglichkeiten für Organisationen, die Kreativität außerhalb der eigenen Organisationsgrenzen zu nutzen. Open-Data-Ecosystems (ODE) ist ein aufkommendes Konzept für den Datenaustausch unter öffentlichen Lizenzen für Daten-Ökosysteme, ähnlich wie Open-Source-Software (OSS), um Daten für Innovation und Transparenz auszutauschen. Ein Datenökosystem kann als eine vernetzte Gemeinschaft von Akteuren, Organisationen und Einzelpersonen angesehen werden, die ihre Beziehungen zueinander auf ein gemeinsames Interesse gründen, das von einer zugrunde liegenden technologischen Plattform unterstützt wird.

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Geeignete technologische Plattformen sollten es den Akteuren ermöglichen, Daten zu verarbeiten, zu finden, zu archivieren, zu veröffentlichen, zu konsumieren oder wiederzuverwenden sowie Innovationen zu fördern, Werte zu schaffen oder neue Unternehmen zu unterstützen. Datenökosysteme können sowohl mit kommerziellen als auch mit öffentlichen Organisationen als Akteuren aufgebaut werden.

Technologische Plattformen

Das IoT-Daten-Ökosystem könnte, wie zuvor beschrieben, viele Unternehmen zusammenbringen. Um kompatible Unternehmen und Ökosysteme zu entwickeln, die einen grenzenlosen Informationsfluss ermöglichen, ist ein architektonischer Ansatz erforderlich, der den Mindestanforderungen an einen autonomen und vielfrequentierte Austausch von Daten genügen muss. Diese neue Art von Informationsmanagementarchitektur soll traditionelle Vorstellungen von Data Lakes erweitern, um einen standardisierten und industrialisierten Prozess zum Aufbereiten von Rohdatenbeständen in vertrauenswürdige Informationen mit einem kollaborativen und Self-Service-Modus für die Zusammenarbeit mit Endnutzern zu schaffen.

Damit können Daten-Verbraucher die benötigten Daten schnell und einfach einkaufen. Datenproduzenten müssen sich darüber informieren, wie sie ihre Daten für den Verkauf vorbereiten und verpacken und wie sie Daten am besten speichern, analysieren, bewerten und schließlich als Teil einer Geldtransaktion an den Verbraucher übertragen.

Viele aufstrebende Datenmarktplätze nutzen die Blockchain-Technologie, um den Kauf- und Verkaufsprozess von Daten zu erleichtern. Damit können Unternehmen über Smart Contracts Mikrozahlungen zu extrem geringen Kosten tätigen. Als Peer-to-Peer-Netzwerksystem reduziert Blockchain die Transaktionskosten auf nahezu null, was für Käufer und Verkäufer von Vorteil ist, da keine großen Servicegebühren mehr an Banken oder Zwischenhändler gezahlt werden müssen. Ein Beispiel für Frameworks für Blockchain-basierte Lösungen ist das IOTA-Konsortium. IOTA verwendet Smart Contracts, eine Distributed-Ledger-Technologie (DLT) und ein Multi-Blockchain-Smart-Contract-Framework mit der Fähigkeit, kettenübergreifende Transaktionen auf skalierbare Weise durchzuführen. IOTA arbeitet mit der Industrie und der Object Management Group zusammen, um sein Kommunikationsprotokoll zu standardisieren.

Privacy und regulatorischer Rahmen

Die Gefahr eines potentiellen massenhaften Missbrauchs der von IoT-Geräten gesammelten Daten nimmt mit jedem neu hinzugekommenen Akteur in der Wertschöpfungskette zu. Dies beinhaltet die Massenüberwachung durch staatliche oder private Akteure sowie Missbrauch von Daten aus dem privaten Bereich. Deshalb sind Verbraucher zunehmend besorgt darüber, dass Unternehmen Zugriff auf ihre IoT-Daten erhalten. Da Daten immer wertvoller werden und die Menge der gesammelten Daten wächst, nehmen auch regulatorische Vorschriften zu. Die Europäische Union trägt durch das Gesetz über die allgemeinen Datenschutzrechte zu einer Stärkung der individuellen Rechte in Verbindung mit einem Durchsetzungssystem bei. Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) ist ein Datenschutzgesetz, das Organisationen verpflichtet, die Datenschutzrechte „jeder Person im EU-Gebiet“ zu wahren, wenn sie ihnen Waren oder Dienstleistungen anbieten, sowie personenbezogene Daten zu schützen, die gesammelt oder verarbeitet wurden.

Selbst wenn ein Verbraucher eine Dienstleistung ablehnt oder wenn neue Vorschriften das Sammeln von Daten erschweren – die Technologie ist jetzt in der Lage, die Datenlücken zu schließen. Nicht einwilligenden Verbrauchern werden durch Künstliche Intelligenz und Profiling Merkmale von ähnlichen Verbrauchern zugeordnet, für die eine repräsentative Stichprobe vorliegt.

Im Zusammenhang mit der Erstellung von Verbraucherprofilen tauchen mehrere regulatorische Probleme auf, wie die der Fairness und Transparenz. Wenn Verbraucher personenbezogene Daten gegen Dienstleistungen eintauschen, erhöht dies das Risiko im Zusammenhang mit algorithmischer Voreingenommenheit falsch eingestuft zu werden. Die Einstufung von Personen in Kategorien durch Algorithmen führt nicht immer zu den richtigen Ergebnissen. Diese Ergebnisse werden aber bei der Bestimmung von wichtigen kommerziellen und sozialen Rollen allgegenwärtig sein und alle Aspekte des Lebens beeinträchtigen.

Zusammenfassung und Ausblick

Die Behandlung von IoT-Daten als wertvolles Produkt hat Unternehmen neue Möglichkeiten eröffnet. Daten- und Analytik-Führungskräfte müssen sowohl die Möglichkeiten als auch die Probleme untersuchen, die sich aus der Datenmonetarisierung ergeben, einschließlich der Einhaltung gesetzlicher Vorschriften, des Datenschutzes und -eigentums sowie der Datenethik. Kurz gesagt, die Menschen sollen die Kontrolle über ihre Daten zurückerhalten und entscheiden können, ob und wie sie ihre Daten monetarisieren wollen. Die Garantie dafür kann eine Branche, zu der jeder beiträgt, in eine wirklich dezentralisierte und vielversprechende passive Einkommensquelle verwandeln. Anwendung der Blockchain-Technologie zum Verkauf von Sensordaten für Analysen wird Wachstumschancen durch Machine-to-Machine-Kommunikation (M2M) erhöhen. Dies wird als Katalysator für Marktteilnehmer in einem vernetzten System fungieren und operative Aktivitäten mit wenig bis gar keiner menschlichen Beteiligung unterstützen.

Dieser Artikel stammt von unserem Partnerportal Industry of Things.

* Dr. Mehrdad Jalali-Sohi ist als Management-Berater, Architekt, Team- und Projektleiter bei Adesso beschäftigt.

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