Kommentar von: Daniela Wingert, Esri Data Science for Future – so retten junge Generationen den Planeten

Von Daniela Wingert

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Die Zukunftsprognose für Kinder und Jugendliche sieht eher düster aus: Laut den Ergebnissen des IPCC-Berichts lebt schon heute die Hälfte der Menschen weltweit in Regionen, die maßgeblich von den Folgen des Klimawandels betroffen sein werden. Der von UNICEF herausgegebene Children's Climate Risk Index geht sogar noch ein Stückchen weiter – hier gehen die Expertinnen und Experten davon aus, dass zukünftig nahezu jedes Kind dem Risiko mindestens einer größeren Klimakatastrophe ausgesetzt sein wird.

Die Autorin: Daniela Wingert ist Head of Program Management für Deutschland und die Schweiz, Esri
Die Autorin: Daniela Wingert ist Head of Program Management für Deutschland und die Schweiz, Esri
(Bild: Esri)

Während Politik und Wirtschaft noch immer zu zögerlich handeln und das Treffen wichtiger Entscheidung immer weiter in die Zukunft schieben, sind sich jüngere Generationen der drohenden Gefahren längst bewusst. Und sie haben verstanden, welch wichtige Rolle moderne Technologien für die Rettung ihres Planeten – und damit auch ihrer Existenzgrundlage – spielen.

Geodaten helfen, Zusammenhänge aufzudecken

Auf dem Arbeitsmarkt sind Data Scientists aktuell so gefragt wie nie. Einer Analyse von LinkedIn zufolge ist die Anzahl der geschalteten Stellenanzeigen in den vergangenen zehn Jahren sogar um 650 Prozent in die Höhe geschossen. Mit ihrem Fachwissen versprechen sie, endlich Licht ins Dunkel der stetig wachsenden Datenmengen zu bringen. Während sie sich dabei vor allem auf Preise, Stückzahlen, Materialien oder einzelne Prozessabläufe beziehen, gibt es jedoch eine wichtige Dimension, die Data Scientists noch häufig übersehen – und das ist die der Geodaten. Um Klimakatastrophen besser vorhersagen und die Bevölkerung entsprechend schützen zu können, spielen jedoch genau diese eine elementare Rolle.

Das Gute: Viele junge Menschen, die im Vergleich zu älteren Generationen bereits mit modernen Technologien aufgewachsen sind, haben die Wichtigkeit von Geodaten nicht nur erkannt. Sie bringen diese sogar bereits zum Einsatz, wie das Beispiel von North Coast World Earth beweist. Der Verein wurde gegründet, um die Küsten Nordirlands vor Umweltverschmutzung zu schützen. Hier lernen schon Kinder im Grundschulalter, wie sie Geodaten mithilfe eines digitalen Kartierungssystems erfassen und analysieren können, um tiefere Einblicke in bestehende Zusammenhänge zu gewinnen.

Wie viel Müll konnte bereits gesammelt werden? Wo fällt dieser am häufigsten an? Und um welche Sorten von Müll handelt es sich genau? Mithilfe der GIS-basierten Software haben sie die Chance, genau diese Erkenntnisse aus den Rohdaten zu ziehen, um präventive Gegenmaßnahmen einzuleiten. Das kann zum Beispiel bedeuten, eine Plakatkampagne dort zu starten, wo es besonders häufig zu Umweltverschmutzungen kommt. Ebenso hilft die geobasierte Technologie ihnen, Mülleimer dort aufzustellen, wo sie am dringendsten benötigt werden, um etwaige Verschmutzung bereits im Vorfeld zu verhindern.

Der Digital Twin als elementares Planungsinstrument

Sich gegen den Klimawandel aufzulehnen, hat allerdings nicht nur mit der Bewahrung der Natur zu tun. Auch die Städte tragen eine wichtige Verantwortung. Einerseits verursachen sie einen großen Teil der Emissionen, die den Treibhauseffekt und damit auch die Erwärmung unseres Klimas zur Folge haben. Andererseits sind sie diejenigen, die dafür sorgen müssen, die Lebensqualität vor Ort zu bewahren – und das ist angesichts der drohenden Gefahren keine zu unterschätzende Aufgabe. Fakt ist: Sowohl Starkregenereignisse als auch Dürreperioden werden bereits in naher Zukunft drastisch zunehmen. Wie groß das Risiko für einzelne Regionen tatsächlich ist, verdeutlicht eine Karte des Umweltbundesamtes: Sie prognostiziert dem Erzgebirge zukünftig neun statt wie bisher fünfeinhalb Starkregentage. Im Spreewald und der Niederlausitz steigt die Zahl der Hitzetage außerdem um mehr als 70 Prozent. Letzteres ist vor allem für Kinder und ältere Menschen gefährlich, da sie im Vergleich zu gesunden Erwachsenen physiologisch anfälliger sind. Je höher die Temperaturen, desto mehr Hitzetote sind zu befürchten, wobei Studien zufolge schon heute mehr als ein Drittel von ihnen auf den Klimawandel zurückzuführen sind.

Wie sich dies bestmöglich vermeiden lässt, beweist das Hitze-Dashboard der niederländischen Studentin Jet Kramer: Auch sie hat auf moderne GIS-Technologien zurückgegriffen, um Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit zu geben, die Gefahr, die in ihrer eigenen Nachbarschaft besteht, selbst zu überprüfen. Genau solche Tools werden für Städteplaner und Architekten in Zukunft unverzichtbar sein, denn ohne sie wird es ihnen schwerfallen, die Bevölkerung ausreichend vor den Folgen des Klimawandels zu schützen.

Eine Stadt, in der die Technologie deshalb schon heute zum Einsatz kommt, ist Zürich. Hier hat man mit „Zürich 4D“ einen sogenannten Digital Twin geschaffen, mit dem sich – genau wie mithilfe von Jets Hitze-Dashboard – die Temperaturentwicklung innerhalb einzelner Viertel prognostizieren lässt. In welchen Ecken der Stadt staut sich die Hitze? Wie können zusätzliche Parkanlagen die Gefahr minimieren? Und wie könnten Häuserfassaden angepasst werden, damit die Luft in den Straßen besser zirkuliert? Da das digitale Abbild der Stadt dabei hilft, Fragen wie diese zu beantworten, lässt sich die Umgebung so anpassen, dass sie auch in Zukunft noch einen qualitativ hochwertigen Lebensraum bietet.

Die Data Scientists der Zukunft rüsten sich

Fakt ist: Der Moment, in dem sich der Klimawandel noch hätte aufhalten lassen, ist längst verstrichen. Und selbst dann, wenn sich die Erderwärmung auf unter zwei Grad begrenzen lässt, werden Klimakatastrophen wie Dürren und Überschwemmungen deutlich zunehmen. Daten sind in diesem düsterem Zukunftsszenario das neue Öl – nicht nur für Unternehmen, sondern auch für kommende Generationen, die auf ihre Analyse angewiesen sind, um ihre Lebensgrundlage dauerhaft zu sichern. Vor allem räumliche Informationen sind essenziell. Denn nur wer in der Lage ist, diese in einen größeren Kontext zu setzen, wird sich auf mittelfristige Sicht vor den Auswirkungen des Klimawandels schützen können. Die gute Nachricht ist: Kinder und Jugendliche sind sich dessen längst bewusst. Und sie arbeiten schon heute fleißig daran, sich zu den Data Scientists auszubilden, die es zukünftig braucht, um dem Klimawandel selbstbewusst entgegenzutreten.

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